Einleitung Multivitamine gehören zu den am häufigsten verwendeten Nahrungsergänzungsmitteln in den USA, wobei fast jeder dritte Erwachsene diese regelmäßig einnimmt. Die Hauptgründe für die Einnahme sind die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit und die Vorbeugung chronischer Krankheiten. Doch wie effektiv sind Multivitamine tatsächlich? Eine aktuelle Studie beleuchtet die Zusammenhänge zwischen der langfristigen Einnahme von Multivitaminen und dem Sterberisiko.
Hintergrund und Ziel der Studie Eine Studie von Erikka Loftfield und Kollegen aus dem Jahr 2024 untersuchte den Einfluss von Multivitaminen auf die Sterblichkeit in drei großen US-amerikanischen Kohortenstudien. Die Forscher wollten herausfinden, ob regelmäßige Multivitamine die Lebenserwartung verlängern können und ob gesunde Lebensgewohnheiten die Ergebnisse beeinflussen.
Methodik der Studie Die Studie umfasste Daten von über 390.000 Teilnehmern aus drei verschiedenen Kohortenstudien, die zwischen 1993 und 2001 begonnen wurden. Die Teilnehmer wurden nach ihrer Multivitamineinnahme befragt und über einen Zeitraum von bis zu 27 Jahren beobachtet. Zu den berücksichtigten Faktoren gehörten Geschlecht, Alter, Raucherstatus, Bildung, Body-Mass-Index (BMI) und andere gesundheitsrelevante Gewohnheiten.
Ergebnisse der Studie Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Einnahme von Multivitaminen keinen signifikanten Einfluss auf die allgemeine Sterblichkeit hatte. Tatsächlich hatten regelmäßige Multivitamin-Nutzer ein leicht erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu Nicht-Nutzern. Diese Ergebnisse galten sowohl für die ersten als auch die zweiten 12 Jahre der Nachbeobachtung.
Diskussion und Interpretation der Ergebnisse Die Forscher diskutierten mehrere mögliche Erklärungen für die Ergebnisse. Eine wichtige Rolle könnten der «Healthy User Bias» und der «Sick User Bias» spielen. Ersterer beschreibt die Tendenz, dass Menschen, die Multivitamine einnehmen, generell gesünder leben und daher auch insgesamt ein geringeres Sterberisiko haben. Der «Sick User Bias» hingegen beschreibt das Phänomen, dass Menschen in schlechter Gesundheit möglicherweise eher zu Multivitaminen greifen, in der Hoffnung, ihre Gesundheit zu verbessern.
Grenzen der Studie und zukünftige Forschung Obwohl die Studie umfassend war, gibt es einige Einschränkungen. Dazu gehört die Möglichkeit der Restverzerrung durch unzureichend erfasste oder nicht gemessene Faktoren wie die Nutzung des Gesundheitssystems. Zukünftige Studien könnten versuchen, diese und andere potenzielle Störfaktoren besser zu kontrollieren.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen Die Studie von Loftfield et al. deutet darauf hin, dass die Einnahme von Multivitaminen die Lebenserwartung nicht signifikant erhöht. Daher sollten Verbraucher sorgfältig abwägen, ob sie Multivitamine als Teil ihrer Gesundheitsroutine einnehmen möchten. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil bleiben die besten Strategien zur Förderung der langfristigen Gesundheit.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie im JAMA Network Open am 26. Juni 2024 mit dem Titel «Multivitamin Use and Mortality Risk in 3 Prospective US Cohorts» hat eine bedeutende Diskussion in der Gesundheits- und Ernährungscommunity ausgelöst. Die Studie, die eine Kohorte von fast 400.000 im Allgemeinen gesunden Erwachsenen über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren umfasste, zielte darauf ab, den Zusammenhang zwischen der täglichen Einnahme von Multivitaminen und dem Sterblichkeitsrisiko zu untersuchen.
Die Ergebnisse der Studie waren eindeutig: Es gab keinen Nachweis eines Sterblichkeitsvorteils, der mit der täglichen Einnahme von Multivitaminen bei den Teilnehmern verbunden war. Dieses Ergebnis stellt die weit verbreitete Überzeugung in Frage, dass Multivitamine zu einer längeren Lebensdauer beitragen können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass sich die Studie auf im Allgemeinen gesunde Erwachsene konzentrierte und die Ergebnisse möglicherweise nicht auf Populationen mit spezifischen Nährstoffmängeln übertragbar sind.
Kritiker der Studie argumentieren, dass sie die potenziellen Vorteile von Multivitaminen bei der Vorbeugung chronischer Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs nicht berücksichtigt. Zum Beispiel fand eine Studie, die im Journal of Nutrition veröffentlicht wurde, heraus, dass die langfristige tägliche Einnahme von Multivitaminen mit einem um 44 % geringeren Risiko für große kardiovaskuläre Ereignisse verbunden war. Ähnlich berichtete die Physicians› Health Study II von einer 8%igen Reduktion des Krebsrisikos, die mit der Einnahme von Multivitaminen verbunden war.
Darüber hinaus berücksichtigte die Studie nicht die potenziellen kognitiven Vorteile von Multivitaminen. Die COSMOS-Studie, die im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, fand heraus, dass die tägliche Einnahme von Multivitaminpräparaten das episodische Gedächtnis verbessern und den kognitiven Abbau bei älteren Erwachsenen verlangsamen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie im JAMA Network Open wertvolle Einblicke in den Zusammenhang zwischen der täglichen Einnahme von Multivitaminen und dem Sterblichkeitsrisiko bei im Allgemeinen gesunden Erwachsenen bietet, aber sie ist nicht das letzte Wort zu diesem Thema. Die potenziellen Vorteile von Multivitaminen bei der Vorbeugung chronischer Krankheiten und des kognitiven Abbaus sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Wie bei jeder Gesundheitsentscheidung ist es wichtig, einen Gesundheitsfachmann zu konsultieren, bevor man ein Multivitaminregime beginnt oder beendet.