Bewegungstherapie in der Onkologie: Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion von Nebenwirkungen

Jährlich erhalten in Deutschland rund eine halbe Million Menschen eine Krebsdiagnose. Dank der Fortschritte in der multimodalen Behandlung haben sich die Überlebensraten von Krebspatientinnen und -patienten erheblich verbessert. Zwei Drittel der Betroffenen überleben mindestens fünf Jahre nach der Diagnosestellung. Doch trotz dieser Fortschritte treten oft akute und langfristige somatische sowie psychische Nebenwirkungen auf, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.

Die Bedeutung der Bewegungstherapie

Bewegungstherapie hat sich als wirksame supportive Maßnahme in der Onkologie etabliert. Sie hilft nicht nur, unerwünschte Nebenwirkungen der Krebstherapie zu reduzieren, sondern trägt auch zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität bei. Forschungsergebnisse belegen, dass eine gezielte Bewegungstherapie unter qualifizierter Anleitung sicher und machbar ist. Besonders positive Effekte wurden in den folgenden Bereichen nachgewiesen:

  • Ängstlichkeit und Depression: Studien zeigen, dass regelmäßige körperliche Aktivität Angst und Depressionen bei Krebspatienten signifikant reduzieren kann.
  • Fatigue: Ein angepasstes Trainingsprogramm kann die Fatigue-Symptomatik während und nach der Krebsbehandlung deutlich lindern, insbesondere bei Brust- und Prostatakrebs.
  • Lebensqualität: Körperliche Aktivität verbessert die gesundheitsbezogene Lebensqualität signifikant.
  • Physische Funktionen: Bewegungstherapie steigert die subjektiv empfundene Leistungsfähigkeit und die allgemeine körperliche Fitness.

Mechanismen und Wirkungsweise

Die positiven Effekte der Bewegungstherapie beruhen auf einer Vielzahl spezifischer biologischer Mechanismen. Präklinische Studien zeigen, dass körperliche Aktivität Einfluss auf Blutparameter wie zirkulierende Immunzellen, Geschlechtshormone, Insulin- und Glukosespiegel sowie den Lipidstoffwechsel hat. Diese Veränderungen tragen dazu bei, die körperliche und psychische Gesundheit von Krebspatienten zu fördern.

Empfehlungen für Krebspatienten

Die aktuellen Bewegungsempfehlungen für Krebspatienten beinhalten ein moderates Ausdauertraining, wie zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen, kombiniert mit Kräftigungsübungen. Das American College of Sports Medicine (ACSM) empfiehlt dreimal pro Woche ein moderates bis anstrengendes Ausdauertraining von mindestens 30 Minuten über einen Zeitraum von 8 bis 12 Wochen. Zusätzlich sollte zweimal pro Woche ein Krafttraining durchgeführt werden.

Sicherheit und Kontraindikationen

Obwohl Bewegungstherapie in der Onkologie als sicher gilt, sollten bestimmte gesundheitliche Aspekte wie kardiologische Erkrankungen, Metastasen und sportliche Vorerfahrungen berücksichtigt werden. Absolute Kontraindikationen umfassen starke Infektionen, Kreislaufbeschwerden, akute Blutungen und bestimmte Laborwerte.

Fazit und Ausblick

Bewegungstherapie stellt eine wertvolle Ergänzung zur herkömmlichen Krebstherapie dar, die nicht nur die Nebenwirkungen der Behandlung lindert, sondern auch die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, insbesondere hinsichtlich der Mechanismen und der Anwendung in der Prähabilitation und Palliativmedizin. Zukünftige Studien sollten auch die Auswirkungen der Bewegungstherapie auf bislang wenig erforschte Nebenwirkungen untersuchen.

Durch die Schaffung flächendeckender Versorgungsstrukturen für bewegungstherapeutische Maßnahmen kann eine gezielte Unterstützung für Krebspatienten aller Altersgruppen gewährleistet werden. Bewegungstherapie sollte daher integraler Bestandteil der onkologischen Versorgung werden, um die bestmöglichen Ergebnisse für die Patienten zu erzielen.


Referenzen: Baumann FT, Jensen W, Berling-Ernst A, Theurich S, Leitzmann M, Götte M: Bewegungstherapie in der Onkologie—Einfluss auf Lebensqualität und Nebenwirkungen. Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 331–7. DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0038

Weitere Informationen und spezifische Angebote zur Bewegungstherapie für Erwachsene finden Sie unter dem Netzwerk „OnkoAktiv“ und den deutschlandweiten Informationsnetzwerken.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert