
Das Bauchspeicheldrüsenkarzinom (Pancreasductaladenokarzinom, PDAC) ist eine der tödlichsten Krebsarten, und die einzige Chance auf Heilung ist oft eine Kombination aus Operation und systemischer Therapie. Doch nicht jeder Patient mit einem anatomisch resekablen Bauchspeicheldrüsenkarzinom sollte sich direkt operieren lassen. Eine aktuelle Studie aus Italien hat gezeigt, dass ein erheblicher Anteil dieser Operationen keinen langfristigen Nutzen hat und sogar zu erheblichen Komplikationen führen kann. Hier erfahren Sie, wer sich operieren lassen sollte und wer von einer neoadjuvanten Therapie besser profitieren könnte.
Patienten, die für eine Operation geeignet sind
Eine Operation ist eine geeignete Option für Patienten, bei denen das Risiko einer verfrühten Tumorrückkehr gering ist. Die Studie hat Kriterien entwickelt, die helfen, das Risiko eines sogenannten «futilen Eingriffs» – also einer Operation, die keinen positiven Effekt auf die Gesundheit des Patienten hat – zu minimieren. Zu diesen Kriterien gehören:
- Tumorgröße und CA 19-9 Serumspiegel: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Operation keinen Erfolg bringt, liegt unter 20 %, wenn die folgenden Kriterien erfüllt sind:
- Tumorgröße unter 2 cm und CA 19-9-Spiegel unter 1000 U/mL
- Tumorgröße unter 3 cm und CA 19-9-Spiegel unter 500 U/mL
- Tumorgröße unter 4 cm und CA 19-9-Spiegel unter 150 U/mL
- Tumorgröße unter 5 cm und CA 19-9-Spiegel unter 50 U/mL
- ASA-Klassifikation: Patienten, die in die Kategorien I oder II der American Society of Anesthesiologists (ASA) fallen, haben ein geringeres Risiko für postoperative Komplikationen und profitieren eher von einer Operation.
Patienten, die eine neoadjuvante Therapie in Betracht ziehen sollten
Für einige Patienten ist eine direkte Operation nicht die beste Option. Das Risiko für ein frühes Rezidiv oder postoperative Komplikationen ist bei bestimmten Patienten zu hoch, sodass eine neoadjuvante Therapie – eine Chemotherapie oder Strahlentherapie vor der Operation – in Erwägung gezogen werden sollte. Folgende Faktoren sprechen für eine neoadjuvante Therapie:
- Höhere CA 19-9-Spiegel: Patienten mit einem hohen CA 19-9-Wert im Blutserum haben ein höheres Risiko für Mikrometastasen, die möglicherweise nicht auf bildgebenden Untersuchungen sichtbar sind. Eine neoadjuvante Therapie kann helfen, diese zu bekämpfen und den Tumor zu verkleinern, bevor er chirurgisch entfernt wird.
- Fortgeschrittenes Alter oder schlechter Allgemeinzustand (ASA III und höher): Patienten, die älter sind oder bei denen andere gesundheitliche Probleme bestehen, haben ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen. In diesen Fällen kann eine neoadjuvante Therapie helfen, den Tumor unter Kontrolle zu bringen, bevor eine riskante Operation durchgeführt wird.
Fazit
Die Entscheidung für oder gegen eine sofortige Operation bei einem anatomisch resekablen Bauchspeicheldrüsenkarzinom sollte gut überlegt sein und auf individuellen Risikofaktoren basieren. Mithilfe der in der italienischen Studie entwickelten Kriterien kann das Risiko einer nutzlosen Operation reduziert werden, was den Patienten hilft, die bestmögliche Behandlung zu erhalten. Eine neoadjuvante Therapie ist eine wertvolle Option, die das Langzeitüberleben verbessern kann, insbesondere bei Patienten mit höheren Risikofaktoren.