Testosterontherapie und kardiovaskuläre Risiken

In den letzten Jahren hat die Debatte um die kardiovaskulären Risiken der Testosterontherapie (TTh) weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Insbesondere die Ergebnisse der TRAVERSE-Studie aus dem Jahr 2023 haben die medizinische Gemeinschaft dazu veranlasst, bestehende Bedenken neu zu bewerten. Die Androgen Society hat daraufhin ein Positionspapier veröffentlicht, das die Sicherheit der Testosterontherapie hinsichtlich schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse (MACE) wie Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulärem Tod bestätigt. Doch wie kam es zu diesen Ergebnissen, und was bedeuten sie für Patienten und Ärzte?


Die TRAVERSE-Studie: Ein Wendepunkt

Die TRAVERSE-Studie, eine groß angelegte, randomisierte kontrollierte Studie, umfasste 5.246 Männer mit einem hohen Risiko für MACE. Diese erhielten entweder Testosteron-Gel oder ein Placebo über einen Zeitraum von durchschnittlich 33 Monaten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Häufigkeit von MACE zwischen den beiden Gruppen. Damit widersprachen die Ergebnisse den Warnungen, die 2015 von der US-amerikanischen FDA eingeführt wurden.


Blick auf frühere Studien

Vor TRAVERSE hatten einige Studien mögliche kardiovaskuläre Risiken mit TTh in Verbindung gebracht, doch viele dieser Studien waren methodisch fehlerhaft. Beispielsweise wurden in der viel diskutierten Studie von Vigen et al. (2013) Berechnungsfehler entdeckt, die die Ergebnisse verfälschten. Gleichzeitig zeigten andere große Studien sowie Meta-Analysen über die letzten Jahrzehnte eine überwältigende Mehrheit an Belegen dafür, dass TTh entweder keine oder sogar protektive Effekte auf kardiovaskuläre Risiken hat.


Die Vorteile der Testosterontherapie

Neben der Sicherheit hinsichtlich MACE hat TTh zahlreiche gesundheitliche Vorteile für Männer mit Testosteronmangel gezeigt. Zu den nachgewiesenen Effekten gehören:

  • Verbesserung des Stoffwechsels: Reduktion von Insulinresistenz und Fortschreiten von Typ-2-Diabetes.
  • Körperliche Gesundheit: Gesteigerte Muskelmasse, verringerter Fettanteil und verbesserte Knochendichte.
  • Psychisches Wohlbefinden: Positive Effekte auf Stimmung, Libido und allgemeines Energieniveau.

Langzeitstudien haben auch gezeigt, dass Männer mit unbehandeltem Testosteronmangel ein erhöhtes Risiko für Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Todesfälle haben.


Schlussfolgerung

Die Testosterontherapie ist sicher und kann für viele Männer mit Testosteronmangel erhebliche gesundheitliche Vorteile bringen. Die Ergebnisse der TRAVERSE-Studie markieren einen Meilenstein in der Forschung und haben die Grundlage für die Wiederherstellung des Vertrauens in diese Therapie gelegt. Es bleibt nun an Institutionen wie der FDA, die überholten Warnungen zu entfernen und die Bedeutung von TTh in der Behandlung von Testosteronmangel neu zu bewerten.

Für Ärzte bedeutet dies eine Chance, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen und Patienten aufzuklären. Für Patienten eröffnet es die Möglichkeit, von einer Therapie zu profitieren, die nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern möglicherweise auch die Lebenserwartung erhöhen kann.

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