Das Cholangiokarzinom (CCA) bleibt eine schwer zu behandelnde Krebserkrankung mit begrenzten systemischen Therapieoptionen. In den letzten Jahren gab es jedoch bedeutende Fortschritte in der klinischen Forschung. Wir fassen hier die wichtigsten Erkenntnisse aus aktuellen Phase-II- und Phase-III-Studien zusammen, die potenzielle neue Standardtherapien für Patienten mit fortgeschrittenem Gallengangskrebs untersuchen.
1. TOPAZ-1-Studie: Immuntherapie ergänzt Chemotherapie
Die internationale Phase-III-Studie TOPAZ-1 untersuchte die Zugabe von Durvalumab (PD-L1-Inhibitor) zur Standard-Chemotherapie mit Gemcitabin und Cisplatin.
✅ Ergebnis: Die Kombination verlängerte das mediane Gesamtüberleben signifikant (12,9 vs. 11,3 Monate).
📌 Auch die 2-Jahres-Überlebensrate war deutlich besser (23,6 % vs. 11,5 %).
➡️ Fazit: Diese Kombination gilt mittlerweile als neuer Standard of Care in der Erstlinientherapie.
2. SWOG S1815: Drei auf einen Streich?
Diese US-amerikanische Phase-III-Studie prüfte, ob die Hinzunahme von Nab-Paclitaxel zur klassischen GC-Kombination (Gemcitabin/Cisplatin) einen Überlebensvorteil bringt.
❌ Ergebnis: Kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben (14,0 vs. 13,6 Monate).
⚠️ Mehr Nebenwirkungen bei der Dreifachkombination.
➡️ Fazit: Der Zusatz eines Taxans bringt keinen klaren klinischen Vorteil, ist aber toxischer.
3. BEER-BTC: Erhaltungstherapie mit Bevacizumab/Erlotinib
In der indischen Phase-II-Studie BEER BTC wurde eine Erhaltungstherapie mit Bevacizumab + Erlotinib nach erfolgreicher Erstlinientherapie getestet.
✅ Ergebnis: Das progressionsfreie Überleben verlängerte sich signifikant (5,3 vs. 3,1 Monate).
➡️ Fazit: Eine Switch-Erhaltungstherapie könnte bei stabiler Erkrankung eine neue Strategie darstellen.
4. NALIRICC & NIFE: Irinotecan in der Zweit- und Erstlinie
Zwei deutsche Studien untersuchten die Rolle von nanoliposomalem Irinotecan (nal-IRI) kombiniert mit 5-FU und Leucovorin:
- NALIRICC (Zweitlinie): Kein signifikanter Vorteil beim Überleben, aber leichte Erhöhung der Ansprechrate.
- NIFE (Erstlinie): Vergleichbar mit Standard (GC), mit tendenziell besserem Überleben (15,9 vs. 13,6 Monate).
➡️ Fazit: nal-IRI ist gut verträglich, aber der klare Nutzen muss weiter validiert werden.
5. Nanvuranlat: Ein neues Ziel in der molekularen Therapie
Ein japanischer Ansatz: Der LAT1-Inhibitor Nanvuranlat wurde in einer Placebo-kontrollierten Phase-II-Studie bei stark vorbehandelten Patienten getestet.
✅ Ergebnis: Signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,56).
➡️ Fazit: Molekulare Zielstrukturen wie LAT1 könnten zukünftig eine Rolle in der personalisierten Therapie spielen.
Fazit: Hoffnung auf neue Therapieoptionen
Während etablierte Chemotherapiekombinationen weiterhin relevant sind, zeigen die neuen Studien, dass Immuntherapie (Durvalumab) und zielgerichtete Ansätze (Nanvuranlat, Bevacizumab/Erlotinib) das therapeutische Spektrum erweitern könnten. Die Herausforderung bleibt, Wirksamkeit und Verträglichkeit in Einklang zu bringen – und Therapien individuell auf den Tumor-Subtyp abzustimmen.