1. Krafttraining während aktiver Therapie bei kolorektalem Karzinom
Current Oncology – online 21.11.2025 | Print: November 2025
Diese randomisierte Pilotstudie untersuchte den Zusatz eines überwachten Krafttrainingsprogramms zu einem häuslichen Bewegungsplan bei Patienten mit kolorektalem Karzinom unter laufender Chemo- oder Immuntherapie. Über acht Wochen zeigte sich eine signifikante Verbesserung einzelner Lebensqualitätsparameter, insbesondere Fatigue (p = 0,040) und Obstipation (p = 0,015).
Kein signifikanter Effekt wurde hingegen für Angst, Depression oder Schlafqualität beobachtet. Entzündungsmarker änderten sich ebenfalls nicht konsistent.
Klinische Einordnung:
Gezieltes Krafttraining ist sicher und kann symptomlindernd wirken, ersetzt jedoch keine strukturierte psychoonkologische Intervention. Die Studie ist aufgrund der kleinen Fallzahl (n = 40) explorativ.
2. Ein- vs. zweizeitige Leberchirurgie bei initial nicht resektablen CRLM (CAIRO5)
BJS Open – online 30.10.2025 | Print: Oktober 2025
Diese Post-hoc-Analyse der Phase-III-Studie CAIRO5 vergleicht einzeitige mit zweizeitiger Leberchirurgie bei Patienten mit initial nicht resektablen kolorektalen Lebermetastasen. Patienten, bei denen beide Strategien als möglich erachtet wurden, profitierten signifikant von der einzeitigen Strategie.
Das mediane Gesamtüberleben betrug 46,5 vs. 34,0 Monate (HR 0,61; p = 0,043), bei vergleichbarer postoperativer Morbidität.
Klinische Einordnung:
Wenn technisch möglich, sollte eine einzeitige Resektion (ggf. kombiniert mit Ablation) bevorzugt werden. Die zweizeitige Strategie bleibt jedoch essenziell für komplexe Metastasierungsmuster.
3. Molekulare Hyperselektion für anti-EGFR-Therapie im Stadium III
ESMO Open – online 29.10.2025 | Print: November 2025
Diese retrospektive Biomarker-Analyse der PETACC-8-Studie zeigt, dass eine erweiterte molekulare Negativselektion („PRESSING-Panel“) prognostisch relevant ist. Patienten ohne RAS/BRAF-Mutationen und ohne weitere Resistenzmarker zeigten ein deutlich besseres 5-Jahres-RFS und OS.
Ein potenzieller Nutzen von Cetuximab im adjuvanten Setting zeigte sich nur als Trend und ausschließlich bei distal lokalisierten Tumoren.
Klinische Einordnung:
Anti-EGFR-Therapie im adjuvanten Stadium III bleibt experimentell. Die Studie zeigt jedoch, dass falsche Patientenselektion schaden kann.
4. Zanzalintinib + Atezolizumab vs. Regorafenib (STELLAR-303)
The Lancet – online 20.10.2025 | Print: 15.11.2025
STELLAR-303 ist die erste Phase-III-Studie, die im MSS-kolorektalen Karzinom einen signifikanten Überlebensvorteil durch ein immunbasiertes Regime zeigt. Zanzalintinib + Atezolizumab verlängerte das mediane OS gegenüber Regorafenib (10,9 vs. 9,4 Monate; HR 0,80; p = 0,0045).
Die Toxizität war höher, aber beherrschbar.
Klinische Einordnung:
Ein Meilenstein für vorbehandelte MSS-Patienten – erstmals eine valide immunologische Option jenseits von MSI-H.
5. ctDNA-gesteuerte adjuvante Therapie (DYNAMIC-III)
Nature Medicine – online 20.10.2025 | Print: Dezember 2025
Diese randomisierte Phase-II/III-Studie validiert ctDNA als starken prognostischen Marker im Stadium III. ctDNA-negative Patienten konnten mit deeskalierter Therapie behandelt werden, bei nur leicht schlechterem RFS, aber deutlich weniger Oxaliplatin-Toxizität.
Eine Therapieeskalation bei ctDNA-positiven Patienten verbesserte das Outcome hingegen nicht.
Klinische Einordnung:
ctDNA eignet sich hervorragend zur Risikostratifizierung, nicht jedoch zur Eskalation konventioneller Chemotherapie. Neue Strategien für ctDNA-positive Patienten sind dringend nötig.
6. Anti-EGFR-Re-Challenge (PARERE-Studie)
Annals of Oncology – online 18.10.2025 | Print: Januar 2026
Diese Phase-II-Studie untersuchte die optimale Sequenz von Panitumumab und Regorafenib bei RAS/BRAF-wt-mCRC mit ctDNA-Negativität für Resistenzmutationen. Das Gesamtüberleben war unabhängig von der Sequenz gleich (~11,6–11,7 Monate).
Panitumumab-Re-Challenge erzielte jedoch signifikant höhere Ansprechraten und längeres PFS.
Klinische Einordnung:
Anti-EGFR-Re-Treatment ist eine valide Option bei molekular selektierten Patienten.
7. Hochdosiertes intermittierendes Sunitinib (SUNRISE-CRC)
The Oncologist – online 01.10.2025 | Print: Oktober 2025
Trotz vielversprechender präklinischer Daten zeigte hochdosiertes intermittierendes Sunitinib keinen PFS-Vorteil gegenüber Trifluridin/Tipiracil. Die Studie wurde aufgrund relevanter Toxizität frühzeitig beendet.
Klinische Einordnung:
Drug-Repurposing mit aggressiven Dosierungsschemata ist beim mCRC kein tragfähiger Ansatz.
8. Magnesium, Mikrobiom und CRC-Prävention
American Journal of Clinical Nutrition – online 12.09.2025 | Print: November 2025
Diese präzisionsmedizinische RCT zeigt, dass Magnesiumsupplementierung – abhängig vom TRPM7-Genotyp – das intestinale Mikrobiom moduliert. Bestimmte bakterielle Spezies mit potenziell antikanzerogener Wirkung nahmen signifikant zu.
Klinische Einordnung:
Interessant für Prävention und Translational Research, jedoch ohne unmittelbare therapeutische Konsequenz.
9. Tumorvolumen als Prädiktor bei CRLM (CAIRO5-Analyse)
European Journal of Cancer – online 21.08.2025 | Print: Oktober 2025
Das totale Tumorvolumen (TTV) erwies sich als stärkerer Prädiktor für Überleben und Therapieansprechen als RECIST 1.1. Zudem zeigte sich ein prädiktiver Effekt für die Wahl zwischen Bevacizumab- und Panitumumab-basierten Regimen.
Klinische Einordnung:
TTV könnte RECIST in Zukunft ergänzen oder teilweise ersetzen.
10. UGT1A1-gesteuerte neoadjuvante Therapie beim Rektumkarzinom (CinClare)
Cancer Communications – online 03.09.2025 | Print: November 2025
Im 5-Jahres-Update zeigte sich ein Überlebensvorteil für irinotecanhaltige CRT bei Patienten mit UGT1A1 *1/*1-Genotyp. pCR korrelierte stark mit Langzeitüberleben.
Klinische Einordnung:
Ein überzeugendes Argument für pharmakogenetisch gesteuerte Neoadjuvanz.
