Die Wahrnehmung von digitaler medizinischer Beratung: Mensch versus Künstliche Intelligenz

In einer zunehmend digitalen Welt bietet künstliche Intelligenz (KI) neue Möglichkeiten für medizinische Beratung. Eine kürzlich in Nature Medicine veröffentlichte Studie untersuchte, wie das vermeintliche Mitwirken von KI die Wahrnehmung von digitaler medizinischer Beratung beeinflusst. Die Ergebnisse dieser Studie geben wichtige Einblicke in die öffentliche Meinung und deren potenziellen Einfluss auf die Akzeptanz von KI im Gesundheitswesen.

Hintergrund der Studie

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die medizinische Versorgung erheblich zu verbessern, sei es durch die Analyse medizinischer Bilder oder die Erkennung von Medikamentenwechselwirkungen. Besonders die Nutzung großer Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) wie ChatGPT hat im Bereich der medizinischen Beratung an Bedeutung gewonnen. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass LLMs bei der Diagnosestellung eine Genauigkeit erreichen, die mit der von menschlichen Ärzten vergleichbar ist. Interessanterweise wurden KI-generierte medizinische Ratschläge als qualitativ hochwertig und einfühlsam bewertet, solange die KI-Autorenschaft nicht offengelegt wurde.

Studienaufbau und Ergebnisse

Die Studie umfasste zwei präregistrierte Experimente mit insgesamt 2.280 Teilnehmern. In beiden Experimenten erhielten die Teilnehmer identische medizinische Informationen, die entweder als von einem menschlichen Arzt, von einer KI oder von einer Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI stammend gekennzeichnet waren. Die Teilnehmer bewerteten die Ratschläge in Bezug auf Zuverlässigkeit, Verständlichkeit und Empathie.

Die Ergebnisse zeigten eine deutliche Abneigung gegenüber als KI-generiert gekennzeichneten Ratschlägen. Sowohl die ausschließlich von KI als auch die von Mensch und KI gemeinsam generierten Ratschläge wurden als weniger zuverlässig und empathisch wahrgenommen als die ausschließlich von Menschen generierten. Zudem waren die Teilnehmer weniger geneigt, den Ratschlägen zu folgen, wenn sie glaubten, dass KI an ihrer Erstellung beteiligt war.

Schlussfolgerungen und Implikationen

Diese Studie verdeutlicht eine generelle Skepsis gegenüber KI im medizinischen Bereich, selbst wenn diese unter der Aufsicht von menschlichen Ärzten arbeitet. Dies könnte auf eine Wahrnehmung von KI als «entmenschlichend» oder eine Unterschätzung der Fähigkeit von KI, individuelle Patientenbedürfnisse zu berücksichtigen, zurückzuführen sein. Um die Akzeptanz von KI im Gesundheitswesen zu erhöhen, könnten gezielte Aufklärung und die Betonung der unterstützenden Rolle von KI sinnvoll sein.

Die Ergebnisse dieser Studie haben wichtige Implikationen für die zukünftige Integration von KI in die medizinische Praxis. Während die technische Leistung von KI beeindruckend ist, ist es ebenso wichtig, das Vertrauen und die Akzeptanz der Öffentlichkeit zu gewinnen, um das volle Potenzial dieser Technologien ausschöpfen zu können.

Ausblick

Zukünftige Forschungen sollten untersuchen, wie eine bessere Kommunikation über die Vorteile und Funktionsweise von KI die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen könnte. Ein stärkerer Fokus auf die menschliche Komponente in der Interaktion mit KI sowie die kontinuierliche Einbindung von menschlichen Fachkräften könnte dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und die Akzeptanz zu erhöhen.

Schlusswort

Die Integration von KI in die medizinische Beratung bietet enorme Chancen, stößt jedoch auf Vorbehalte seitens der Öffentlichkeit. Um diese Hürden zu überwinden, bedarf es einer umfassenden Aufklärung und der Betonung der unterstützenden Rolle von KI in der medizinischen Versorgung. Nur so kann das Potenzial von KI voll ausgeschöpft und das Vertrauen der Patienten gewonnen werden.

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