Interview mit Krebsforscher Charlie Swanton

In einem ausführlichen Interview mit Eric Topol teilt Charlie Swanton, ein führender Onkologe am Francis Crick Institute und Co-Direktor von Cancer Research UK, seine umfassenden Einsichten in die aktuelle Krebsforschung. Swanton diskutiert seine Anfänge in der Wissenschaft, einschließlich eines schwierigen PhD-Projekts, das er erfolgreich abschließen konnte, und seine spezialisierte Arbeit im Bereich Lungenkrebs.

Ein zentrales Thema des Interviews ist die Entwicklung der Immuntherapie, insbesondere der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren und CAR-T-Zelltherapien, die eine revolutionäre Wirkung auf die Behandlung verschiedener Krebsarten, einschließlich Lungen- und Melanomkrebs, gezeigt haben. Swanton hebt auch die Bedeutung der personalisierten Medizin und der Integration neuer Technologien wie der räumlichen Omik (spatial omics) hervor, die es ermöglichen, die Evolution von Tumoren auf zellulärer Ebene zu verstehen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Rolle der Luftverschmutzung bei der Entstehung von Lungenkrebs. Swanton erläutert, wie Studien gezeigt haben, dass Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaub, das Krebsrisiko signifikant erhöht, auch bei Personen, die nie geraucht haben. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Umwelteinflüsse stärker in die Krebsprävention einzubeziehen.

Swanton betont auch die Bedeutung der systemischen Betrachtung von Krebs als komplexe, multiorganische Erkrankung. Diese Perspektive könnte zu neuen Ansätzen in der Krebsbehandlung führen, die über die reine Tumorbekämpfung hinausgehen und systemische Prozesse berücksichtigen.

Zum Abschluss des Interviews spricht Swanton über die potenziellen Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Krebsforschung und -behandlung. Er sieht großes Potenzial in der Nutzung von KI zur Analyse komplexer biologischer Daten und zur Entwicklung neuer, zielgerichteter Therapien. Swanton bleibt optimistisch, dass die Kombination aus technologischem Fortschritt und tiefem biologischen Verständnis zu bedeutenden Durchbrüchen in der Krebsbehandlung führen wird.

Charlie Swanton diskutiert im Interview mehrere neue und vielversprechende Therapien für die Krebsbehandlung:

  1. Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren: Diese Therapieform nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen anzugreifen. Swanton betont insbesondere die Bedeutung von Checkpoint-Inhibitoren, die das Immunsystem aktivieren und das Fortschreiten von Tumoren verhindern können. Diese Therapie hat sich besonders bei Melanomen und Lungenkrebs als effektiv erwiesen.
  2. CAR-T-Zelltherapie: Swanton spricht auch über die CAR-T-Zelltherapie, bei der patienteneigene T-Zellen genetisch modifiziert werden, um Krebszellen gezielt zu erkennen und zu zerstören. Diese Therapie zeigt bereits beeindruckende Ergebnisse bei bestimmten Leukämien und Lymphomen und wird nun auch für solide Tumoren untersucht.
  3. Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC): Eine weitere wichtige Therapieform, die Swanton bespricht, sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. Diese Technologie kombiniert die gezielte Wirkung von Antikörpern mit der zytotoxischen Wirkung von Chemotherapeutika. Ein Beispiel ist das Medikament T-DXd, das bei HER2-positivem Brustkrebs verwendet wird. Diese Konjugate ermöglichen eine gezielte Abgabe von Chemotherapeutika an Tumorzellen, was die Nebenwirkungen reduziert und die Wirksamkeit erhöht.
  4. Entzündungshemmende Therapie: Swanton erwähnt auch die potenzielle Nutzung von entzündungshemmenden Medikamenten wie IL-1β-Inhibitoren zur Krebsprävention. Diese Ansätze basieren auf der Erkenntnis, dass chronische Entzündungen zur Krebsentstehung beitragen können. Ein Beispiel ist die CANTOS-Studie, die zeigte, dass IL-1β-Inhibitoren das Risiko für Lungenkrebs bei Herz-Kreislauf-Patienten signifikant senken können.

Diese Therapien repräsentieren innovative Ansätze, die über die traditionellen Behandlungsmethoden hinausgehen und das Potenzial haben, die Behandlung und Prävention von Krebs entscheidend zu verbessern.

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