Hintergrund
Tattoos haben in den letzten Jahrzehnten erheblich an Popularität gewonnen. Schätzungen zufolge haben etwa 20-30% der Menschen in Europa und den USA mindestens ein Tattoo. Doch mit dieser wachsenden Beliebtheit kommen auch Bedenken hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie beleuchtet ein mögliches Risiko: den Zusammenhang zwischen Tattoos und dem Risiko für bösartige Lymphome.
Die Studie
Die Studie wurde von Christel Nielsen und ihrem Team an der Universität Lund durchgeführt und untersuchte, ob eine Tätowierung das Risiko für bösartige Lymphome erhöht. Dabei wurden Daten aus den schwedischen Nationalregistern verwendet, die alle neu auftretenden Fälle von malignen Lymphomen bei Personen im Alter von 20-60 Jahren zwischen 2007 und 2017 umfassten.
Methoden
Das Forschungsteam führte eine Fall-Kontroll-Studie durch, bei der sie 11.905 Individuen einbezogen, darunter 1.398 Fälle und 4.193 Kontrollen. Die Exposition gegenüber Tattoos wurde anhand eines Fragebogens bewertet, der 2021 versendet wurde. Die Forscher nutzten multivariable logistische Regressionen, um das Verhältnis der Inzidenzraten (IRR) von malignen Lymphomen bei tätowierten im Vergleich zu nicht tätowierten Personen zu schätzen.
Ergebnisse
Die Studie zeigte, dass tätowierte Personen ein um 21% erhöhtes Risiko für bösartige Lymphome hatten. Besonders auffällig war das Risiko bei Personen, die ihre erste Tätowierung weniger als zwei Jahre vor dem Untersuchungsjahr erhalten hatten (IRR = 1.81) sowie bei denen, deren erste Tätowierung mehr als 11 Jahre zurücklag (IRR = 1.19). Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Gesamtfläche der tätowierten Körperoberfläche und dem Lymphomrisiko gefunden.
Diskussion
Diese Ergebnisse sind besorgniserregend und werfen viele Fragen auf. Es scheint, dass die chemischen Bestandteile der Tattoo-Tinte eine Rolle bei der Entstehung von Lymphomen spielen könnten. Tätowierfarben enthalten oft krebserregende Chemikalien wie primäre aromatische Amine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die sich im Lymphsystem ablagern und möglicherweise zu Krebs führen können.
Implikationen
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit weiterer epidemiologischer Forschung, um den kausalen Zusammenhang zwischen Tattoo-Exposition und Lymphomrisiko zu bestätigen. Darüber hinaus betonen sie die Bedeutung von Regulierungsmaßnahmen zur Kontrolle der chemischen Zusammensetzung von Tätowierfarben. Diese Erkenntnisse sind besonders wichtig für Gesundheitsbehörden und tätowierungsfreudige Personen, die sich der potenziellen Risiken bewusst sein sollten.
Fazit
Die wachsende Beliebtheit von Tattoos und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken sind ein wichtiges Forschungsfeld. Die Studie von Nielsen et al. ist ein bedeutender Schritt in diese Richtung und liefert wichtige Hinweise darauf, dass Tätowierungen das Risiko für bösartige Lymphome erhöhen können. Es ist dringend erforderlich, dass weitere Studien durchgeführt werden, um diese Ergebnisse zu bestätigen und genauere Informationen über die langfristigen Gesundheitsauswirkungen von Tätowierungen zu liefern.